In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand in Jena-Ost
(Wenigenjena)
das Wohngebiet „Schlegelsberg“. Es war zunächst wenig
kirchlich, eher freigeistig geprägt.
Die kleine Gemeinde des
Wohngebietes gehörte zur Schiller-Kirche „Unserer Lieben Frau“.
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Erst nach Ende des 2. Weltkrieges wuchs sie, bedingt durch Zuzug von
ausgebombten
Menschen, von Flüchtlingen und Rückkehrern aus
Kriegsgefangenschaft.
Dadurch entstand der Wunsch, hier ein
Gemeindezentrum zu bauen.
Pfarrer Ludwig Ehrhardt (Schillersprengel II), hat es mit großem Geschick verstanden,
eine Gemeinde aus der
gesamten Stadt für den Neubau des Gemeindezentrums
zu mobilisieren. Der
Bauplatz dafür war das kircheigene Grundstück an der Ecke
„Am Steinborn – Bernhard-Schultze-Straße“. Zunächst entstand eine noch heute
erhaltene
hölzerne Baracke als vorläufiges kirchliches Zentrum des Wohngebietes.
Davon ausgehend wurde der Neubau eines Gemeindezentrums
mit Pfarrhaus geplant.

Nach Überwindung mancher Schwierigkeiten konnte am 1. 7. 1955 der erste
Spatenstich getan und am 6. 11. 1955 der Grundstein gelegt werden. Der
Bauablauf war recht dramatisch:
nachdem schon alle geforderten
Ausschachtungsarbeiten von Gemeindegliedern
in Eigenleistung erbracht
wurden, haben die „staatlichen Organe“ über die
Nichtbereitstellung von
Baumaterial bis zum Entzug der Baulizenz empfindlich
auf das
Baugeschehen Einfluss genommen.
Ein Baustopp führte zu Schäden, die bis
heute nachwirken. Somit sind immer wieder
Reparaturen notwendig. Dafür erbitten wir Ihre Spenden.
Der Kinderarzt Dr. Hellmut Planer-Friedrich, ein Jenaer
Kirchenältester, hatte eine kluge Idee,
diese Bausperre zu überwinden.
Er schrieb an Albert Schweitzer, ob dieser seinen Namen für das neu zu
erbauende Gemeindezentrum geben würde. Professor Albert Schweitzer
war
als weltberühmter Missionsarzt im Tropenhospital Lambarene mit drei
Doktortiteln
(Dr. phil., theol., med.), Friedensnobelpreisträger 1952
und Bachinterpret, in der DDR
hoch geachtet und mit der Jenaer
Universität sehr verbunden. Albert Schweitzer stimmte
mit Freuden zu.
Die „staatlichen Organe“ kamen nun nicht mehr umhin, den weiteren
Baufortschritt für das Gemeindezentrum zu genehmigen.

Das Gebäude entstand in reduzierter Form: das geplante Pfarrhaus auf
demselben Grundstück durfte nicht gebaut werden und die geplante Empore
wurde zu einer kleinen Wohnung. Das Baumaterial war nicht das Beste,
aber es ging voran.

Ebenso wie das Pfarrhaus wurde auch der Bau eines Glockenturmes
staatlicherseits
nicht genehmigt. Ein Jahr nach Fertigstellung des
Gemeindezentrums spendete Glockengießermeister Franz Schilling aus
Apolda drei Stahlglocken und finanzierte auch
den Bau des Glockenstuhls.
Der Jenaer Künstler Harry Francke gestaltete für den Altarraum das
kupferne Kreuz
mit der Darstellung des auferstandenen Christus sowie
dahinter ein rundes Mosaikfenster.
Das Fenster zeigt in goldgelber
Glasfärbung eine Strahlenkrone hinter dem Haupt
der Christusfigur
umgeben von unendlich reflektierenden Lichtstrahlen,
die die Ewigkeit
symbolisieren.
Am Pfingstsonntag, dem 5.Mai 1960 konnte die Gemeinde mit Pfarrer
Ludwig Ehrhardt
und Landesbischof Moritz Mitzenheim das Gemeindezentrum
Albert Schweitzer feierlich
einweihen. Seitdem gilt, was Albert
Schweitzer am 23.9.1958 schrieb:
„Möge das Gemeindehaus mit dazu
beitragen, dass die Gemeinde Stunden
gesegneter Andacht erlebe“.
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